In einer kleinen, lichtdurchfluteten Wohnung in einer deutschen Großstadt beginnt der Tag für David und Jonas früh. Die beiden Männer sind seit sieben Jahren ein Paar, verheiratet seit drei, und seit einem Jahr stolze Eltern eines kleinen Jungen namens Emil. Die Morgenroutine ist eine Mischung aus liebevollem Chaos und gelebter Harmonie: Frühstück zubereiten, Windeln wechseln und die unvermeidlichen Spielzeuge, die überall herumliegen, einsammeln.
Eine besondere Familiengeschichte
Emil kam durch eine Leihmutterschaft in den USA zur Welt, ein Weg, den David und Jonas nach intensiver Abwägung und Beratung eingeschlagen haben. "Wir haben viel über Adoption und andere Optionen nachgedacht", erzählt David. "Aber am Ende war die Leihmutterschaft für uns der richtige Weg, um unseren Traum von einer eigenen Familie zu verwirklichen." Emil teilt genetisches Material von Jonas, während die Eizellenspenderin anonym bleibt. Die Leihmutter, eine Frau aus Kalifornien, ist in engem Kontakt mit der Familie geblieben und wird von Emil später, wenn er möchte, selbst kennenlernen können.
Der Alltag mit Emil
Der Alltag des Paares unterscheidet sich kaum von dem anderer Eltern. Emil hat gerade angefangen zu laufen und entdeckt die Welt mit großen, neugierigen Augen. Jonas, ein Grafikdesigner, arbeitet drei Tage pro Woche von zu Hause aus, während David als Grundschullehrer halbtags tätig ist. Die Nachmittage gehören Emil: Spaziergänge im Park, Vorlesen und die ersten Versuche, mit Bausteinen kleine Türme zu bauen.
"Die größte Herausforderung ist der Schlafmangel", gesteht Jonas lachend. "Aber Emil schenkt uns so viel Liebe, dass alles andere nebensächlich wird."
Gesellschaftliche Herausforderungen und Unterstützung
Als gleichgeschlechtliches Paar mit Kind haben David und Jonas sowohl Unterstützung als auch Vorurteile erlebt. Während ihr Freundeskreis und die meisten Nachbarn sie mit offenen Armen empfangen haben, gab es auch einige unangenehme Begegnungen. "Manchmal spürt man die Blicke oder hört Kommentare, die zeigen, dass wir für manche Menschen immer noch ungewöhnlich sind", sagt David.
Doch die positive Resonanz überwiegt. Besonders berührend war der Moment, als ihre Nachbarin eine selbstgestrickte Decke für Emil vorbeibrachte. "Das war für uns ein Zeichen, dass wir hier als Familie akzeptiert werden", erinnert sich Jonas.
Eine neue Definition von Familie
David und Jonas sind sich bewusst, dass sie Teil eines gesellschaftlichen Wandels sind. Ihre Geschichte steht für eine moderne Definition von Familie, die Liebe und Fürsorge in den Mittelpunkt stellt – unabhängig von Geschlecht oder traditionellen Rollenbildern. "Wir möchten Emil beibringen, dass Vielfalt etwas Schönes ist und dass Liebe keine Grenzen kennt", betont Jonas.
Für die beiden ist Emil das Zentrum ihres Lebens, und sie wünschen sich für ihn eine Zukunft, in der er frei und ohne Vorurteile aufwachsen kann. "Am Ende des Tages zählt nur, dass Emil weiß, dass er bedingungslos geliebt wird – von uns beiden, und von all den Menschen, die Teil seines Lebens sind."
Inmitten von Spielzeug und Babyfotos wird deutlich, dass diese Familie vielleicht nicht der traditionellen Norm entspricht – aber sie ist in jeder Hinsicht vollständig. Und das ist alles, was zählt.
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