ls Gisela vor mehr als vier Jahrzehnten in ihr Haus zog, war der Ort noch ein typisches Zuhause für eine junge Familie. Doch schon bald entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Sammeln. Zunächst waren es kleine Andenken von Reisen, dann kamen Möbel, Dekorationsobjekte und schließlich auch Vorräte, die sich unbemerkt anhäuften. "Ich wollte immer alles behalten, was mir etwas bedeutete", sagt sie. Es waren Erinnerungen an ihre Kindheit, ihre Eltern und die vielen Momente, die sie im Laufe der Jahre erlebt hatte.
Mit der Zeit verwandelte sich das Sammeln in ein zwanghaftes Verhalten. Regale quollen über, Kisten wurden in den Fluren gestapelt und selbst die kleinsten Ecken wurden mit alten Zeitungen, Stoffen, Geschirr und Spielzeugen vollgestellt. Gisela schien nie wirklich zu merken, wie der Raum um sie herum immer enger wurde, wie ihre Welt immer mehr in den Schatten der Dinge geriet.
Der Verlust der Orientierung
„Es war nie wirklich ein Problem“, erklärt Gisela mit einem Hauch von Bedauern in ihrer Stimme. Doch als sie eines Morgens nach ihrem Papagei Coco suchte, begann sie zu realisieren, dass das Chaos in ihrem Haus längst die Kontrolle übernommen hatte. Der Vogel, der jahrelang eine treue Gesellschaft geleistet hatte, war verschwunden. Gisela durchsuchte das Haus von oben bis unten, doch der Papagei blieb unauffindbar. Sie räumte die Unmengen an Dingen beiseite, aber in dem Durcheinander war jede Ecke ein Labyrinth.
„Es ist, als wäre der Raum selbst zu einem Gefängnis geworden“, sagt Gisela, die sich nun mehr als je zuvor nach Klarheit und Ordnung sehnt. "Ich habe nicht mehr die Kontrolle, und es fällt mir schwer, mich von den Dingen zu trennen."
Der Verlust ihres Papageis, der einst wie ein kleiner Freund für sie war, hat ihre Welt erschüttert. Coco hatte immer ein fröhliches Zwitschern von sich gegeben, und jetzt fühlt es sich an, als wäre das Leben selbst aus dem Haus verschwunden.
Eine verzweifelte Suche nach Hilfe
Die Familie und Freunde von Gisela, die das Ausmaß des Chaos über die Jahre hinweg beobachtet hatten, begannen langsam, sich Sorgen zu machen. Ihre Tochter, die in einer anderen Stadt lebt, hörte von Giselas Sorgen und bot ihre Hilfe an. Doch der Gedanke, das Haus zu entrümpeln, schien Gisela zu überfordern. "Es ist nicht nur ein Haufen von Sachen", erklärt sie, "es sind Erinnerungen, es sind Momente, es ist mein Leben."
Aber als sie Coco schließlich fand – der Papagei saß, eingeklemmt zwischen mehreren alten Kisten, in einer Ecke des Wohnzimmer – wurde ihr bewusst, dass es mehr als nur der Raum war, der sie befreit hatte. Sie brauchte eine Veränderung, und die Veränderung begann mit dem Loslassen.
Der erste Schritt zur Befreiung
Mit Hilfe ihrer Tochter und einem professionellen Entrümpler nahm Gisela schließlich den ersten Schritt. Langsam, aber stetig begannen sie, das Haus zu entrümpeln. Dinge, die sie über Jahre hinweg gesammelt hatte, wurden sortiert und zum Teil gespendet oder entsorgt. Es war ein schmerzhafter Prozess, aber auch eine Befreiung. Der Raum, der sich unter dem Durcheinander versteckte, begann wieder zu erscheinen.
Gisela ist sich bewusst, dass der Weg zur Ordnung ein langer ist und dass sie ihre Sammelleidenschaft in den Griff bekommen muss. Sie hat gelernt, dass es nicht die Dinge sind, die ihr Leben ausmachen, sondern die Erinnerungen und Erfahrungen, die sie mit ihnen verbindet.
Eine neue Perspektive
Heute sitzt Gisela oft auf ihrem neu freigeräumten Sofa, Coco auf ihrer Schulter. Es ist noch ein langer Weg, aber der Anfang ist gemacht. Das Chaos hat ihr gezeigt, wie wichtig es ist, Raum zu schaffen – nicht nur für die Dinge, sondern auch für sich selbst.
"Ich habe gelernt, dass weniger oft mehr ist", sagt Gisela mit einem Lächeln. „Manchmal muss man loslassen, um wieder atmen zu können.“
So wird sie weiterhin ihr Leben führen, mit Coco an ihrer Seite, und vielleicht – nach und nach – wird sie auch lernen, den Ballast der Vergangenheit hinter sich zu lassen und den Blick für die Zukunft zu schärfen.
Das könnte Sie auch interessieren: