Lisa sitzt erschöpft auf der Couch. Es ist erst Mittag, doch sie hat das Gefühl, als hätte sie bereits einen ganzen Marathon hinter sich. Ihr siebenjähriger Sohn Tim ist voller Energie, kann kaum still sitzen und wechselt von einer Aktivität zur nächsten, ohne eine abzuschließen. Lisa liebt ihren Sohn, aber sie ist müde – erschöpft von den ständigen Konflikten, der Unruhe und dem Gefühl, nie genug zu tun.

Schon früh zeigte sich, dass Tim anders war als andere Kinder in seinem Alter. Während Gleichaltrige sich mit einem Puzzle oder einem Buch beschäftigen konnten, war Tim immer in Bewegung. Er rannte durch das Haus, stellte tausend Fragen in einer Minute und wurde schnell frustriert, wenn etwas nicht sofort klappte. In der Schule häuften sich die Beschwerden der Lehrer: Tim würde nicht zuhören, ständig andere Kinder unterbrechen und Schwierigkeiten haben, Anweisungen zu befolgen.

Lisa fühlt sich oft überfordert. Sie hat Ratgeber gelesen, Erziehungstipps ausprobiert und sogar an Elternkursen teilgenommen. Doch nichts scheint dauerhaft zu helfen. Oft plagen sie Schuldgefühle – macht sie etwas falsch? Ist sie nicht streng genug? Oder zu streng? Die Unsicherheit und die ständige Erschöpfung belasten sie, sowohl körperlich als auch emotional. Ihr Umfeld gibt gut gemeinte Ratschläge: „Lass ihn einfach mehr toben!“ oder „Er muss lernen, sich zu beherrschen!“ Doch Lisa weiß, dass es nicht so einfach ist.

Mit der Zeit hat sie gelernt, sich Unterstützung zu suchen. Eine Diagnostik bei einem Kinderpsychologen bestätigte, dass Tim unter ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) leidet. Die Diagnose brachte Erleichterung, aber auch neue Herausforderungen. Gemeinsam mit Fachkräften entwickelte Lisa Strategien, um den Alltag zu erleichtern: Feste Strukturen, klare Anweisungen und bewusste Auszeiten für sich selbst. Sie musste lernen, dass sie nicht alles allein schaffen kann – und dass es in Ordnung ist, um Hilfe zu bitten.

Heute weiß Lisa, dass ihr Sohn nicht „unartig“ oder „absichtlich schwierig“ ist. Er braucht besondere Unterstützung, Verständnis und vor allem viel Liebe. Auch wenn es Tage gibt, an denen sie an ihre Grenzen stößt, gibt es genauso viele Momente, in denen Tim sie mit seiner Neugier, seinem Lachen und seiner Begeisterung für die Welt glücklich macht. Schritt für Schritt lernt sie, ihren eigenen Perfektionsanspruch loszulassen und stattdessen kleine Fortschritte zu schätzen.

Für alle Eltern, die Ähnliches erleben: Ihr seid nicht allein. Es gibt Hilfe, und es ist keine Schwäche, sie in Anspruch zu nehmen. Ein Kind mit Hyperaktivität großzuziehen ist eine Herausforderung – aber auch eine Reise, die mit Geduld, Verständnis und Liebe gemeistert werden kann.

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