Martin Hauser wusste immer, dass er ein Pflegekind war. Er liebte seine Familie, aber er hatte keinen größeren Traum, als diejenigen zu finden, die ihn hervorgebracht hatten - oder zumindest jemanden, mit dem er blutsverwandt war.

Doch Martin konnte seine Suche erst im Alter von 30 Jahren beginnen, mit dem Segen seiner Adoptivmutter. Das Verfahren versprach kompliziert zu werden, da die Gesetze in seinem Heimatstaat Adoptionsinformationen völlig vertraulich behandelten.

Brüder. Quelle: goodhouse.com

Martin begann damit, DNA-Tests zu machen - erst einen, dann einen anderen, dann einen weiteren und dann noch einen - in der Hoffnung, dass wenigstens eine Datenbank eine Übereinstimmung zeigen würde und er seine leiblichen Eltern finden könnte.

Doch alles vergeblich: Entweder hatte Hausers Familie kein Interesse an DNA-Tests oder sie hat nie gelebt. Also beschloss Martin, das Gesetz zu ändern, das seinen Zugang zu Adoptionsinformationen einschränkte. Ein Gesetz, das er als ungerecht empfand.

Dieser Kampf dauerte noch mehr als fünfundzwanzig Jahre. Schließlich ging Martin eines Tages ins Archiv und nahm seinen Aktenordner in die Hand.

Unser Held. Quelle: goodhouse.com

Darin lag die Sterbeurkunde von Martins Vater. "Nächster Angehöriger - Joseph B. Shaw Jr.", las er am Ende des Dokuments. Er hatte einen Bruder!

Eine 15-minütige Suche auf Facebook und schon schickt Martin eine Nachricht an seinen jüngeren Bruder. Das Foto zeigt einen schlanken, grauhaarigen Mann, der eine lächelnde Frau umarmt.

Noch fünf Minuten - und Joseph tippt eine Antwort an seinen plötzlich entdeckten Bruder, von dessen Existenz der Mann nicht einmal wusste.

Joseph wurde in North Carolina geboren, demselben Ort wie Martin, und hat sein ganzes Leben lang gelebt, wobei er seine Heimatstadt Westfield kaum je verlassen hat. Joseph und Martin hatten die gleiche Mutter und den gleichen Vater - sie waren also Halbbrüder.

Brüder. Quelle: goodhouse.com

Die Männer kamen ins Gespräch und fanden sofort eine Menge Gemeinsamkeiten. Joseph erzählte ihnen, dass er dieses Jahr endlich die Frau heiraten wollte, die er liebte, Melissa. Martin sagte, er wolle auf jeden Fall zur Hochzeit gehen.

Von diesem Tag an kommunizierten die getrennten Brüder jeden Tag miteinander und planten jeden Tag einen Moment der Wiedervereinigung - aber sie waren immer noch durch fast 3.500 Kilometer getrennt, ganz Amerika von Ozean zu Ozean.

Die Hochzeit war für April geplant - und es gab keinen berührenderen Moment als das erste Treffen von fast 60 Jahren getrennter Seelenverwandter. Es war, als ob das fehlende Puzzlestück an seinen Platz gefallen wäre, und alles war wieder normal.

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