In einer Zeit, in der die Schönheitsindustrie immer jünger wird, hat sich ein neuer Trend unter Jugendlichen verbreitet: Gesichtsbehandlungen und Hautpflege-Routinen, die früher vor allem erwachsenen Frauen vorbehalten waren. Charlotte, ein 12-jähriges Mädchen, gehört zu denen, die diesen Trend in vollem Umfang angenommen haben. Wie viele ihrer Klassenkameradinnen führt sie regelmäßig Gesichtsbehandlungen durch, um ihrer Haut zu "helfen".

Charlotte erklärt, dass das in ihrer Klasse inzwischen fast zur Normalität geworden sei. „Es ist einfach etwas, was alle machen. Wir sprechen ständig darüber, welche Produkte gut sind und wie man sie am besten anwendet,“ sagt sie. Masken, Peelings und teure Hautpflegeprodukte gehören für sie und ihre Freundinnen mittlerweile genauso zum Alltag wie Hausaufgaben und Hobbys.

Der Druck der sozialen Medien

Ein wichtiger Faktor hinter diesem neuen Trend ist der Einfluss der sozialen Medien. Plattformen wie TikTok und Instagram sind voll von Beauty-Influencern, die detaillierte Hautpflegeroutinen für eine makellose Haut vorführen. Diese „Skinfluencer“ setzen nicht nur neue Maßstäbe für Schönheit, sondern wecken auch das Bedürfnis, diesen Vorbildern nacheifern zu wollen.

Charlotte bestätigt: „Wir schauen uns oft Videos von Influencern an, die ihre Hautpflegeroutinen teilen. Man bekommt das Gefühl, dass man etwas tun muss, um genauso schön und gepflegt auszusehen.“ Viele der Produkte, die in diesen Videos beworben werden, sind jedoch eigentlich für Erwachsene und speziell für reife Haut entwickelt worden.

Risiken für junge Haut

Experten sehen diesen Trend mit gemischten Gefühlen. Dermatologen warnen, dass viele dieser Produkte für junge Haut zu aggressiv sein können. „Die Haut von Kindern und Jugendlichen regeneriert sich von Natur aus schneller und braucht oft keine speziellen Produkte“, erklärt Dr. Laura Schneider, eine Dermatologin aus München. „Zu viele Behandlungen oder die falschen Produkte können zu Irritationen und sogar langfristigen Schäden führen.“

Die Eltern von Charlotte, die zunächst überrascht waren, als ihre Tochter begann, solche Routinen zu übernehmen, zeigen sich besorgt. „Wir waren anfangs skeptisch, aber Charlotte meinte, das würde ihr helfen, besser auszusehen und sich wohler zu fühlen“, erzählt ihre Mutter. „Trotzdem versuchen wir, ein Auge darauf zu haben, dass sie keine übertriebenen Produkte benutzt.“

Schönheitsideale und Selbstwertgefühl

Hinter der neuen Welle von Hautpflegeroutinen steht auch ein wachsender Druck auf junge Mädchen, einem bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen. Studien zeigen, dass Kinder und Jugendliche heute früher als je zuvor mit Schönheitsnormen konfrontiert werden und sich in der Folge unsicher über ihr eigenes Aussehen fühlen. Das Verlangen nach perfekter Haut, wie es in den sozialen Medien vermittelt wird, kann dazu führen, dass sich Kinder vermehrt mit Hautproblemen auseinandersetzen, die in ihrem Alter oft gar nicht auftreten.

Charlotte selbst gibt zu, dass sie sich oft unsicher fühlt. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich einfach nicht gut genug aussehe. Deshalb mache ich diese Behandlungen – damit ich mich besser fühle und mich nicht vor anderen schäme.“

Eine neue Realität für Jugendliche

Der Trend zeigt, wie sich die Schönheitswelt verändert hat und wie stark junge Menschen schon in frühen Jahren mit dem Thema Pflege und Aussehen konfrontiert werden. Während es positiv sein kann, dass Mädchen wie Charlotte sich um ihre Haut kümmern und bewusste Entscheidungen treffen, birgt der Druck, sich an überhöhte Standards anzupassen, auch Risiken für das Selbstwertgefühl und die langfristige Hautgesundheit.

Für Eltern und Schulen bleibt die Herausforderung, einen gesunden Umgang mit Schönheitsidealen zu fördern und den Kindern zu vermitteln, dass natürliche Schönheit keine tägliche Behandlung erfordert. Letztlich sollte das Ziel sein, dass junge Menschen sich wohl in ihrer Haut fühlen – ganz ohne ständigen Druck und teure Schönheitsprodukte.

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