Lena ist Single und arbeitet seit über 20 Jahren als IT-Spezialistin in einer mittelständischen Firma. Mit einem Jahresgehalt von etwa 65.000 Euro zahlt sie einen erheblichen Anteil ihres Einkommens an Steuern. „Jeden Monat sehe ich, wie ein großer Teil meines Gehalts verschwindet“, sagt sie. „Es fühlt sich an, als würde ich für etwas bestraft, das ich nicht kontrollieren kann – meinen Beziehungsstatus.“

Als alleinstehende Person gehört Lena der Steuerklasse I an, die für Singles vorgesehen ist. Sie hat durchgerechnet: In Steuerklasse III, die für Verheiratete gilt, könnte sie jährlich mehrere tausend Euro sparen. „Warum sollte ich dieses Geld nicht für mich nutzen?“ fragt sie. „Am Ende bin ich diejenige, die hart dafür arbeitet.“

Der Plan: Eine Ehe auf Papier

Lenas Idee ist so einfach wie unkonventionell: Sie sucht einen Partner, der bereit ist, mit ihr eine rein formelle Ehe einzugehen. „Es geht nicht um Liebe oder eine gemeinsame Zukunft, sondern um einen Vertrag, der uns beiden Vorteile bringt“, erklärt sie. Der potenzielle Partner müsste ebenfalls Single sein und keine finanziellen oder steuerlichen Nachteile durch die Eheschließung erwarten.

„Ich stelle mir das wie eine geschäftliche Vereinbarung vor“, sagt sie. „Wir heiraten, teilen uns die steuerlichen Vorteile, und wenn einer von uns wirklich jemanden fürs Leben findet, können wir uns scheiden lassen.“

Kritische Stimmen und rechtliche Grenzen

Nicht jeder sieht Lenas Plan positiv. Manche Freunde und Bekannte werfen ihr vor, das Konzept der Ehe zu entwerten. „Die Ehe sollte auf Liebe und Vertrauen basieren, nicht auf Steuervorteilen“, sagt eine Freundin. Auch rechtlich bewegt sich Lena in einer Grauzone. Eine Scheinehe ist in Deutschland zwar vor allem im Zusammenhang mit Aufenthaltsgenehmigungen ein Problem, doch auch hier könnte ein rein steuerlich motiviertes Arrangement hinterfragt werden.

„Solange beide Partner ehrlich sind und keine illegalen Aktivitäten im Spiel sind, sehe ich keine Probleme“, argumentiert Lena. Sie weist darauf hin, dass der Staat Menschen durch steuerliche Vorteile förmlich dazu dränge, den Bund fürs Leben einzugehen – egal, ob Liebe im Spiel ist oder nicht.

Ein Spiegel gesellschaftlicher Realitäten

Lenas Geschichte wirft ein Licht auf ein kontroverses Thema: die Verknüpfung von Ehe und Steuerrecht. Das deutsche Steuersystem bevorzugt verheiratete Paare, was viele – vor allem Alleinstehende – als unfair empfinden. Der Solidaritätszuschlag wurde abgeschafft, doch für Singles bleibt das Gefühl, finanziell benachteiligt zu sein.

„Die Ehe sollte keine wirtschaftliche Institution sein“, sagt Lena. „Ich fühle mich gezwungen, diesen Schritt zu gehen, weil das System es so vorgibt.“

Fazit

Ob Lena ihren Plan tatsächlich umsetzt, bleibt abzuwarten. Doch ihre Geschichte zeigt, wie stark finanzielle Anreize persönliche Entscheidungen beeinflussen können. Was für die einen zynisch klingt, ist für andere eine pragmatische Lösung in einem System, das offenbar die Liebe mit der Steuererklärung vermischt.

Vielleicht ist es Zeit, über eine Reform nachzudenken – damit Menschen wie Lena ihre Entscheidungen wieder aus dem Herzen und nicht aus dem Steuerbescheid treffen können.

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