Karl wohnt allein in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung. Seine monatliche Rente beträgt 980 Euro – ein Betrag, der nach Abzug von Miete, Strom, Heizkosten und Krankenversicherung kaum ausreicht, um den Alltag zu bestreiten. „Früher habe ich mir einmal die Woche ein gutes Stück Fleisch gegönnt. Das war für mich immer ein Höhepunkt der Woche“, erzählt Karl mit einem Hauch von Wehmut in der Stimme. „Aber heute? Da kann ich mir das einfach nicht mehr leisten.“

Die Preise für Grundnahrungsmittel wie Fleisch, Milch und Brot sind in den letzten Jahren stark angestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt haben sich die Fleischpreise allein im letzten Jahr um durchschnittlich 20 Prozent erhöht. Diese Entwicklung trifft vor allem Menschen mit geringem Einkommen besonders hart – Rentner wie Karl müssen genau abwägen, was sie sich leisten können und was nicht.

„Ich habe angefangen, mehr Gemüse, Linsen und Bohnen zu essen. Das ist gesünder und auch billiger,“ erklärt Karl. Dennoch spürt er die Entbehrung: „Manchmal fehlt mir einfach der Geschmack eines Schnitzels oder eines saftigen Bratens.“ Um etwas Abwechslung in seinen Speiseplan zu bringen, experimentiert er mit neuen Rezepten. Eine Lieblingsspeise hat er inzwischen gefunden: Kartoffelsuppe mit viel Petersilie. „Die kostet nicht viel und macht satt“, sagt er.

Neben den finanziellen Einschränkungen macht Karl auch die soziale Isolation zu schaffen. „Früher bin ich mit Freunden essen gegangen, das geht jetzt nicht mehr so einfach“, erklärt er. Die Restaurantpreise seien unerschwinglich geworden, und er schäme sich, wenn er das billigste Gericht auf der Karte bestellen müsse, während andere königlich schlemmen. So zieht er es vor, zu Hause zu bleiben.

Die Situation von Rentnern wie Karl ist kein Einzelfall. Laut einer Studie der Deutschen Rentenversicherung lebt etwa jeder fünfte Rentner in Deutschland an der Armutsgrenze. Wohltätigkeitsorganisationen wie die Tafeln verzeichnen einen starken Zulauf, da immer mehr Menschen auf Lebensmittelspenden angewiesen sind. Auch Karl hat sich überlegt, zur Tafel zu gehen, aber der Gedanke daran fällt ihm schwer: „Ich habe mein Leben lang gearbeitet und Steuern gezahlt. Es fühlt sich falsch an, jetzt Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen.“

Trotz allem bewahrt sich Karl seinen Optimismus. „Ich habe mein Leben lang gelernt, mit schwierigen Situationen umzugehen. Auch das werde ich schaffen,“ sagt er mit einem entschlossenen Lächeln. Seine größte Hoffnung ist, dass die Politik die Sorgen und Nöte der Rentner nicht aus den Augen verliert. „Wir haben dieses Land mit aufgebaut. Es wäre schön, wenn man uns nicht vergessen würde,“ sagt er.

Karl M. ist ein Beispiel für die Herausforderungen, denen sich viele Menschen im Ruhestand gegenübersehen. Seine Geschichte erinnert uns daran, dass hinter den trockenen Statistiken über Inflation und Rentenniveau echte Schicksale stehen – Schicksale, die mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung verdienen.

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