In vielen Familien ist es ein alltäglicher Anblick: eine Mutter, die alles tut, um ihren Kindern ein gutes Leben zu ermöglichen. Doch für immer mehr alleinerziehende Mütter in Deutschland wird dieser Wunsch zur schmerzhaften Realität. Eine von ihnen ist Nadine*, eine 35-jährige Frau aus Berlin, die für ihren 8-jährigen Sohn Noah lebt und kämpft. Ihr Leben steht unter dem Zeichen der ständigen Sorge, genug Geld für das Nötigste zusammenzubekommen, um ihrem Sohn eine bessere Zukunft zu bieten. Doch der Preis, den sie dafür zahlt, ist hoch.

Nadine arbeitet als Teilzeitkraft in einem Supermarkt, doch das Gehalt reicht bei weitem nicht aus, um die monatlichen Ausgaben zu decken. „Es ist immer ein Kampf. Ich rechne jeden Cent“, sagt Nadine, während sie ihren Sohn in der Wohnung betreut, in der sie mit ihm lebt. Für sie bedeutet dieser Kampf, auf viele Dinge zu verzichten – vor allem auf sich selbst.

Die Wahl, auf Essen zu verzichten

Nadine ist eine von vielen alleinerziehenden Müttern, die unter der Armutsgrenze leben. Laut einer aktuellen Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes lebt in Deutschland jedes fünfte Kind in Armut. Viele Mütter wie Nadine sind gezwungen, jeden Monat zu entscheiden, wie sie ihr Geld ausgeben. Während für den 8-jährigen Noah immer genug Essen auf dem Tisch steht, muss Nadine oft mit sehr wenig auskommen.

„Ich esse manchmal den ganzen Tag nur eine kleine Mahlzeit, um Noah genug zu geben“, erzählt sie mit traurigem Blick. „Es fällt mir schwer, zuzugeben, aber manchmal reicht mein Gehalt nicht, um uns beide zu versorgen. Ich will nicht, dass mein Sohn merkt, dass wir arm sind.“ Ihr Sohn weiß zwar, dass es zuhause nicht immer einfach ist, doch Nadine versucht, ihm das Gefühl zu geben, dass er mit allem versorgt ist.

Doch diese ständige Selbstverleugnung hat ihren Preis. Gesundheitliche Probleme wie Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Nervosität sind mittlerweile alltägliche Begleiter in Nadines Leben. „Ich habe oft das Gefühl, dass mein Körper einfach nicht mehr mitmacht. Aber ich kann mir keine Auszeit nehmen“, erklärt sie.

Die zerrissene Balance zwischen Fürsorge und Selbstaufopferung

Nadine ist nicht die einzige alleinerziehende Mutter, die mit der Armutsgrenze kämpft. Laut einer Studie der Bundeszentrale für politische Bildung lebt jede fünfte alleinerziehende Mutter von Sozialleistungen, viele davon sogar unterhalb der Armutsgrenze. Die Armutsgrenze für eine Alleinerziehende mit einem Kind liegt in Deutschland aktuell bei etwa 1.200 Euro netto im Monat. Nadines Gehalt, das sie durch ihre Teilzeitstelle im Supermarkt verdient, liegt jedoch deutlich darunter.

Die finanzielle Belastung führt zu einem ständigen Dilemma: Soll sie ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen, um die Lebensqualität ihres Kindes zu sichern, oder sollte sie versuchen, mehr für sich selbst zu tun, um gesund und leistungsfähig zu bleiben? Diese Frage quält Nadine oft, doch der Druck, Noah eine bessere Zukunft zu ermöglichen, lässt sie stets die Bedürfnisse ihres eigenen Körpers und Geistes hinten anstellen.

Hoffnung auf Veränderung

Trotz all der Entbehrungen, die Nadine auf sich nimmt, gibt es Momente der Hoffnung. Sie träumt davon, eines Tages mehr für sich selbst tun zu können und ihrem Sohn die Welt zu zeigen. „Ich möchte, dass Noah sieht, dass es mehr im Leben gibt als nur Kampf und Entbehrung“, sagt sie, während sie ihm beim Hausaufgaben machen hilft.

Der Staat, so Nadine, könnte viel mehr tun, um Alleinerziehende zu unterstützen. „Ich verstehe, dass es nicht einfach ist, aber die Unterstützung muss größer sein. Es geht nicht nur ums Überleben, sondern darum, dass unsere Kinder eine Chance auf ein gutes Leben haben. Dafür müssen wir uns nicht schämen, sondern Hilfe bekommen“, fordert sie.

Die Realität für Nadine und viele andere Mütter ist hart. Doch der Wunsch, für ihre Kinder zu sorgen, lässt sie weiterkämpfen. Auch wenn es bedeutet, sich selbst zurückzunehmen, um das Wohl des Kindes zu sichern, bleibt die Hoffnung, dass sich eines Tages die Umstände ändern und eine gerechtere Unterstützung für alleinerziehende Eltern bereitgestellt wird.

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