Hanna und Lukas sind beide Mitte zwanzig und leben in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung in einem unscheinbaren Vorort einer deutschen Großstadt. Seit etwa einem Jahr sind sie auf Hartz IV angewiesen. Jeden Monat erhalten sie Geld vom Jobcenter, gerade genug, um die Miete zu bezahlen und die nötigsten Lebensmittel zu kaufen. Doch das Leben auf Hartz IV ist für sie weit entfernt von dem, was sie sich einst für ihre Zukunft erhofft hatten. Frustriert und erschöpft klagen sie über ihre Situation – und fühlen sich von der Gesellschaft alleingelassen.
Vom Studium in die Arbeitslosigkeit
Hanna hatte vor zwei Jahren ihr Studium in Kommunikationswissenschaften abgebrochen, weil sie mit den Anforderungen nicht mehr zurechtkam. Sie hatte gehofft, einen guten Job zu finden, um finanziell unabhängig zu werden. Doch trotz unzähliger Bewerbungen fand sie keinen festen Arbeitsplatz. Sie arbeitete für eine Weile in Teilzeitjobs, aber der Lohn reichte kaum zum Leben. Schließlich blieb ihr nichts anderes übrig, als Hartz IV zu beantragen.
Lukas hatte eine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann gemacht, war jedoch kurz nach dem Abschluss in die Arbeitslosigkeit gerutscht, weil sein Betrieb Personal abgebaut hatte. Seitdem bemüht er sich, eine neue Stelle zu finden. Doch in einem umkämpften Arbeitsmarkt für niedrig qualifizierte Jobs hat er bisher nur Absagen erhalten. „Es ist, als würde man ständig gegen eine Wand laufen“, sagt Lukas. „Egal, wie oft ich es versuche, ich komme nicht durch.“
Die täglichen Herausforderungen
Hanna und Lukas beschreiben den Alltag als ständige Belastung. Jeden Monat müssen sie aufs Neue rechnen, wie sie mit den knapp bemessenen 502 Euro Regelsatz pro Person plus Wohnkosten klar kommen. „Es bleibt nichts übrig“, sagt Hanna. „Nach den Fixkosten wie Miete, Strom und Internet ist das Budget so eng, dass es oft nicht mal für einen Kaffee in der Stadt reicht. Und über größere Anschaffungen, wie neue Kleidung oder einen Kurzurlaub, brauchen wir gar nicht nachzudenken.“
Die ständige Sorge ums Geld belastet das Paar emotional stark. „Man fühlt sich ständig unter Druck“, erklärt Lukas. „Einkaufen wird zum Spießrutenlauf, weil man immer das Billigste nehmen muss und sich keine Extras leisten kann. Es ist frustrierend, nicht am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können.“ Oft haben sie das Gefühl, von anderen Menschen beurteilt zu werden, wenn sie ihre Situation offen ansprechen. „Man wird schnell in eine Schublade gesteckt“, meint Hanna. „Die Leute denken, man ist faul oder will nichts arbeiten, aber das stimmt nicht. Wir wollen arbeiten, aber wir bekommen keine Chance.“
Der soziale Abstieg
Für das Paar ist das Gefühl des sozialen Abstiegs allgegenwärtig. Sie hatten beide andere Pläne für ihr Leben. Lukas wollte nach der Ausbildung in den Einzelhandel einsteigen und sich später vielleicht sogar selbstständig machen. Hanna träumte davon, in der Kommunikationsbranche Fuß zu fassen und in einer Agentur zu arbeiten. Doch jetzt scheint all das in weiter Ferne.
„Es fühlt sich an, als würde man feststecken“, sagt Hanna. „Du siehst, wie andere Menschen um dich herum ihr Leben weiterentwickeln – sie reisen, kaufen ein Auto, gründen Familien. Und du sitzt zu Hause und hast das Gefühl, als würde das Leben an dir vorbeiziehen.“ Sie erzählt von Freunden, die sich nach und nach von ihnen entfernt haben, weil sie einfach nicht mehr die finanziellen Mittel hatten, an gemeinsamen Unternehmungen teilzunehmen.
Hartz IV und die psychische Belastung
Neben den finanziellen Sorgen haben sich bei beiden auch psychische Probleme entwickelt. Lukas leidet immer häufiger unter Depressionen, weil er das Gefühl hat, den Anforderungen der Gesellschaft nicht gerecht zu werden. „Ich habe das Gefühl, als wäre ich ein Versager“, gibt er offen zu. „Es fällt mir schwer, morgens überhaupt aufzustehen und an eine bessere Zukunft zu glauben.“ Auch Hanna hat zunehmend mit Selbstzweifeln zu kämpfen. „Es nagt an einem, wenn man ständig das Gefühl hat, nichts wert zu sein“, sagt sie.
Das Paar berichtet, dass die Bürokratie, die mit Hartz IV einhergeht, die Situation zusätzlich erschwert. „Man muss ständig Belege einreichen, erklären, warum man dieses oder jenes nicht mehr hat. Es fühlt sich an, als müsste man sich ständig rechtfertigen“, sagt Hanna frustriert. Die Besuche im Jobcenter seien für sie immer wieder eine demütigende Erfahrung. „Man wird behandelt, als wäre man eine Nummer, nicht ein Mensch.“
Hoffnung auf Veränderung
Trotz ihrer schwierigen Lage haben Hanna und Lukas die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben. Sie träumen von einer Zukunft, in der sie nicht mehr jeden Cent umdrehen müssen. Hanna überlegt, ob sie eine Weiterbildung in Angriff nehmen sollte, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Lukas hingegen überlegt, sich in einem anderen Bereich wie der Logistik umzuschulen. „Es wäre schön, endlich wieder eine Perspektive zu haben“, sagt Lukas. Doch der Weg dahin erscheint dem Paar oft steinig und unsicher.
Beide sind sich einig, dass sie mehr Unterstützung bräuchten – sowohl finanziell als auch in Form von psychologischer Hilfe und besserer Beratung. „Es fühlt sich oft an, als wären wir auf uns allein gestellt“, sagt Hanna. „Wir brauchen nicht nur Geld, wir brauchen eine echte Perspektive, die uns aus diesem Kreislauf herausholt.“
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