Peter Müller ist 66 Jahre alt und Rentner. Doch anstatt seinen Ruhestand zu genießen, plagt ihn jeden Monat die gleiche Frage: Wie soll ich über die Runden kommen? Seit drei Jahren lebt der ehemalige Lagerarbeiter von einer gesetzlichen Rente, die kaum ausreicht, um die steigenden Lebenshaltungskosten zu decken.
Ein Leben voller Arbeit, eine unsichere Zukunft
Peter hat mehr als 40 Jahre gearbeitet. "Ich habe immer gedacht, dass ich mit meiner Rente klarkommen werde", sagt er mit einem Anflug von Bitterkeit. Doch die Realität sieht anders aus. Seine monatliche Rente beträgt knapp 1.200 Euro. Davon gehen fast 700 Euro für die Miete seiner bescheidenen Zwei-Zimmer-Wohnung in einer mitteldeutschen Kleinstadt drauf. Strom, Heizung und Krankenversicherung verschlingen weitere 300 Euro. Am Ende bleiben ihm etwa 200 Euro für Lebensmittel, Kleidung und andere Ausgaben.
"Ich war nie jemand, der großartig in den Urlaub gefahren ist oder viel Geld ausgegeben hat. Aber jetzt überlege ich mir zweimal, ob ich mir frisches Obst oder einen Besuch beim Frisör leisten kann", erzählt Peter. Besonders die gestiegenen Energiepreise und die Inflation der letzten Jahre haben ihm stark zugesetzt.
Zusatzjobs im Ruhestand
Um über die Runden zu kommen, arbeitet Peter gelegentlich als Zeitungsausträger. Drei Mal die Woche steht er um vier Uhr morgens auf, um mehrere Stunden lang Zeitungen auszutragen. "Es ist anstrengend, aber ich brauche das Geld", sagt er. Mit den knapp 200 Euro, die er dadurch verdient, kann er sich wenigstens ab und zu einen kleinen Luxus wie einen Besuch im Café oder ein Geburtstagsgeschenk für seine Enkel leisten.
Doch die Arbeit fordert ihren Tribut. "Ich spüre, dass mein Körper nicht mehr so mitmacht wie früher. Nach einer Schicht tun mir oft die Knie weh, und manchmal habe ich Rückenschmerzen, die Tage anhalten."
Scham und Unsichtbarkeit
Peter ist kein Einzelfall. Laut einer Studie der Deutschen Rentenversicherung liegt fast jeder fünfte Rentner in Deutschland an oder unter der Armutsgrenze. Doch viele sprechen nicht darüber. Auch Peter hat lange geschwiegen. "Man schämt sich irgendwie. Man will nicht, dass die Nachbarn oder die eigenen Kinder denken, dass man versagt hat."
Erst vor Kurzem hat er begonnen, sich in einer Selbsthilfegruppe mit anderen Betroffenen auszutauschen. "Das hilft mir, weil ich merke, dass ich nicht allein bin. Und manchmal bekommt man dort auch gute Tipps, wie man sparen kann oder welche Unterstützung es gibt."
Politik und gesellschaftliche Verantwortung
Peter hofft, dass die Politik sich mehr für Menschen wie ihn einsetzt. "Es wird viel geredet, aber am Ende hat sich für uns Rentner nicht viel verbessert." Er plädiert für eine höhere Grundrente und eine Deckelung der Mieten, besonders in städtischen Gebieten.
"Ich habe mein Leben lang gearbeitet. Ist es zu viel verlangt, dass ich im Alter in Würde leben kann?" Diese Frage richtet er nicht nur an die Politik, sondern auch an die Gesellschaft. Denn Armut im Alter ist ein Thema, das viele verdrängen – bis sie selbst oder ihre nächsten Angehörigen davon betroffen sind.
Ein Appell an die Menschlichkeit
Peter bleibt dennoch optimistisch. "Ich habe meine Enkel, und die geben mir Kraft." Er hofft, dass sich die Gesellschaft ändert und ältere Menschen wieder mehr Wertschätzung erfahren. "Wir müssen mehr füreinander da sein. Denn am Ende des Tages sitzen wir alle im gleichen Boot."
Sein stiller Kampf ist ein Weckruf – für eine Gesellschaft, die häufig vergisst, dass hinter den Zahlen und Statistiken echte Menschen mit echten Sorgen stehen.
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