In einem kleinen, beschaulichen Dorf, eingebettet in die malerische Landschaft, lebt die 78-jährige Gertrud Müller. Die rüstige Seniorin ist bekannt für ihren grünen Daumen und ihre liebevolle Pflege ihrer Tiere. In ihrem idyllischen Garten tummeln sich Blumen, Kräuter und vor allem: ihre geliebten Hühner.
Gertrud besitzt 20 Hühner, jedes einzelne hat einen Namen und eine besondere Geschichte. Die Hühner sind ihre treuen Gefährten, und sie sorgt sich liebevoll um sie. Jeden Morgen füttert sie sie und sammelt ihre Eier ein, die sie dann oft mit den Nachbarn teilt.
Doch eines Tages bemerkte Gertrud etwas Seltsames. Als sie am Morgen den Hühnerstall öffnete und ihre Tiere zählte, stellte sie fest, dass eines fehlte. Sie suchte überall, durchkämmte den Garten und die angrenzenden Felder, aber das Huhn war nirgends zu finden.
Gertrud war sich sicher, dass ihr Nachbar Klaus, ein mürrischer Mann in ihren Augen, der Schuldige war. Seit er ins Nachbarhaus gezogen war, hatte er sich immer wieder über die "Lärmbelästigung" durch die Hühner beschwert. Doch Klaus hatte nie wirklich etwas gegen die Hühner unternommen, außer sich lautstark zu beschweren.
„Es kann nur Klaus gewesen sein“, dachte Gertrud. „Er hat sich immer über die Hühner aufgeregt. Jetzt hat er wohl eines gestohlen, um mir eine Lektion zu erteilen.“
Obwohl sie felsenfest davon überzeugt war, dass Klaus das Huhn gestohlen hatte, fehlten ihr die Beweise. Gertrud war nicht der Typ Mensch, der ohne triftigen Grund Anschuldigungen erhob. Dennoch konnte sie den Gedanken nicht abschütteln, dass ihr Nachbar schuldig war.
Eines Nachmittags beschloss Gertrud, Klaus zur Rede zu stellen. Sie klopfte an seine Tür, und nach einigen Momenten öffnete er, sichtlich überrascht, sie vor sich zu sehen.
„Guten Tag, Klaus“, begann Gertrud höflich. „Ich wollte mit Ihnen über etwas sprechen. Eines meiner Hühner ist verschwunden, und ich habe den Verdacht, dass Sie vielleicht etwas darüber wissen könnten.“
Klaus runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen, Frau Müller. Ich habe mit Ihren Hühnern nichts zu tun.“
Gertrud musterte ihn eindringlich, konnte aber keine Anzeichen von Lügen in seinem Gesicht erkennen. „Ich hoffe, Sie sagen die Wahrheit, Klaus“, sagte sie schließlich und drehte sich zum Gehen um. „Denn meine Hühner sind wie meine Familie.“
Die Tage vergingen, und das fehlende Huhn blieb verschwunden. Gertrud versuchte, sich mit der Situation abzufinden, konnte aber den Gedanken nicht loslassen, dass Klaus etwas damit zu tun hatte. Doch ohne Beweise blieb es bei einem Verdacht.
Eines Morgens, als Gertrud gerade ihre Hühner fütterte, hörte sie ein leises Gackern aus einem nahegelegenen Gebüsch. Sie eilte hin und fand zu ihrer großen Überraschung ihr fehlendes Huhn, das sich offenbar verlaufen hatte und die letzten Tage im Gebüsch verbracht hatte.
Erleichtert und ein wenig beschämt nahm Gertrud das Huhn auf den Arm und brachte es zurück in den Stall. Vielleicht hatte sie Klaus Unrecht getan. Von diesem Tag an beschloss sie, vorsichtiger mit ihren Verdächtigungen zu sein und sich nicht von Vorurteilen leiten zu lassen.
Die Beziehung zu Klaus verbesserte sich, und Gertrud lernte, dass man manchmal genauer hinschauen muss, bevor man urteilt. Und so kehrte wieder Frieden in ihren kleinen Garten und in die Nachbarschaft ein, wo Gertrud weiterhin liebevoll ihre 20 Hühner pflegte.
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