Anna, damals Mitte 30, war schon immer der Meinung, dass jeder Mensch das Recht auf ein erfülltes Leben hat, unabhängig von seinen Fähigkeiten. Als Sozialarbeiterin in einer Organisation für Menschen mit Behinderungen erlebte sie aus erster Hand, wie viele Kinder mit Trisomie 21 in Pflegeeinrichtungen aufwuchsen und nur selten eine feste Familie fanden. „Ich habe mich gefragt, warum diese Kinder so oft vergessen werden. Es war, als würde man sie unsichtbar machen“, erzählt Anna.
Nach langem Nachdenken und Beratung mit ihrer Familie beschloss Anna, selbst einen Unterschied zu machen. Im Jahr 2007 adoptierte sie ihren ersten Sohn, Paul, der damals drei Jahre alt war. „Ich war nervös, ob ich eine gute Mutter sein würde, aber der Moment, in dem Paul mich anlächelte, hat alle Zweifel zerstreut“, erinnert sie sich. Ein Jahr später folgte Max, und bald darauf kamen Lukas, Jonas und Finn hinzu.
Ein Alltag voller Herausforderungen und Freude
Das Leben in Annas Haushalt ist alles andere als gewöhnlich. Die fünf Jungen, die heute Teenager sind, haben jeweils ihre eigenen Persönlichkeiten, Stärken und Bedürfnisse. „Paul ist der kreative Kopf, er liebt es zu malen. Max ist der Geschichtenerzähler, während Lukas ein unglaubliches Talent für Musik hat. Jonas liebt Tiere, und Finn hat eine Begeisterung für alles Technische“, sagt Anna mit einem Lächeln.
Natürlich gibt es auch Herausforderungen. Alle Jungen haben unterschiedliche gesundheitliche und entwicklungsbedingte Bedürfnisse, die viel Aufmerksamkeit erfordern. Regelmäßige Arztbesuche, Therapien und spezielle Förderprogramme sind Teil ihres Alltags. „Es gibt Tage, an denen es wirklich anstrengend ist, aber die Freude, die sie mir schenken, überwiegt alles“, erklärt sie.
Anna hat gelernt, Unterstützung anzunehmen, sei es von Freunden, Nachbarn oder Fachleuten. „Es ist keine Schwäche, um Hilfe zu bitten. Im Gegenteil, es zeigt, dass man das Beste für seine Kinder will“, betont sie.
Eine Botschaft der Inklusion
Anna hat es sich nicht nur zur Aufgabe gemacht, für ihre Kinder da zu sein, sondern auch das Bewusstsein in ihrer Gemeinde zu schärfen. Sie organisiert regelmäßige Treffen für Eltern von Kindern mit Trisomie 21 und hält Vorträge über Inklusion in Schulen und Vereinen. „Meine Jungs sollen in einer Welt leben, die sie akzeptiert und respektiert“, sagt sie.
Die fünf Brüder sind auch in der Gemeinde bekannt und beliebt. Ob beim Fußballtraining, bei Konzerten oder auf dem Wochenmarkt – sie sind ein fester Bestandteil des sozialen Lebens. Anna freut sich darüber, wie sehr ihre Mitmenschen die Jungen ins Herz geschlossen haben. „Sie haben gezeigt, dass Anderssein eine Bereicherung ist“, sagt sie stolz.
Ein Blick in die Zukunft
Während ihre Kinder älter werden, macht sich Anna Gedanken über die Zukunft. Sie arbeitet daran, ihnen so viel Unabhängigkeit wie möglich zu ermöglichen. „Ich möchte, dass sie ein Leben führen können, das sie erfüllt – sei es in einem geschützten Arbeitsumfeld, in betreutem Wohnen oder vielleicht sogar in einer eigenen Wohnung“, sagt sie.
Für Anna ist das Leben mit ihren fünf Söhnen nicht nur eine Herausforderung, sondern eine Bereicherung. „Sie haben mich gelehrt, die Welt mit anderen Augen zu sehen, Geduld zu haben und bedingungslos zu lieben“, sagt sie.
Ihre Geschichte ist ein Zeugnis dafür, wie eine mutige Entscheidung das Leben vieler Menschen verändern kann. Anna und ihre fünf Jungen sind der lebende Beweis dafür, dass Liebe keine Grenzen kennt – und dass jeder Mensch, unabhängig von seinen Fähigkeiten, das Recht auf eine Familie und ein erfülltes Leben hat.
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